Bikepacking in der Seenplatte und der Mecklenburgischen Schweiz

Mikroabenteuer vor der Haustür

Autor*in: Anja Kocherscheidt
Veröffentlicht: 8. Januar 2025

Zeit für die Freundschaft: Bikepacking-Tour mit Gravelbikes durch den Müritz-Nationalpark und die Mecklenburgische Schweiz

Autor*in: Anja Kocherscheidt
Veröffentlicht: 8. Januar 2025

Es ist Freitagabend, die Temperaturen sind mild, und das Wochenende steht vor der Tür. Perfekte Aussichten also für ein Mikroabenteuer vor der Haustür! Und was wäre da reizvoller als eine Bikepacking-Tour mit Gravelbikes und ein paar Freunden? Gerade Ausflügler aus der Hauptstadt können beispielsweise die Route zwischen Neustrelitz und Demmin gut mit der Bahn erreichen. Sie führt durch Wälder, Wiesen und Felder, mitten durch den Müritz-Nationalpark und die Mecklenburgische Schweiz und behält dabei Flüsse, Seen und Feuchtgebiete jederzeit in Reichweite.

Neben der landschaftlichen Abwechslung und zahlreichen Wow-Momenten fordert die Tour quer durch Mecklenburg-Vorpommern übrigens auch sportlich anspruchsvolle Radfahrer: Denn auf gut 150 Kilometern kommen erstaunliche 1.000 Höhenmeter zusammen! Und wer als überzeugter Bikepacker clever und mit entsprechender Packliste packt, bringt sein leichtes Gepäck für ein erlebnisreiches Wochenende bequem am Fahrrad unter – ganz nach dem Motto: »reduce it to the max«.

Übrigens: Besonders reizvoll ist die Bikepacking-Tour im Frühjahr. Denn dann kleidet die Mecklenburgische Schweiz ihre Kurven und Hügel in ein blühendes Gewand aus Rapsgelb und Knallgrün, links und rechts des Weges kauen Kühe gemächlich auf saftigen Halmen, und knorrige Kastanienbäume haben allerorts ihre Kerzen angesteckt.

 

Fulminanter Auftakt: Die drei Freunde starten ihre Bikepacking-Tour in der bildschönen, historischen Residenzstadt Neustrelitz.

Grünblauer Auftakt in Neustrelitz

»Vorsicht an Gleis 3! Der Regionalexpress aus Berlin fährt ein.« Langsam öffnen sich am Neustrelitzer Hauptbahnhof die Türen des Zugs. Gerade einmal eine Stunde und fünfzehn Minuten hat er aus dem Zentrum der Hauptstadt bis hierher gebraucht. Und das Beste: Die Räder samt Gepäck hat er gleich mit befördert.

Nach ein paar festen Tritten in die Pedale erwartet Sarah und ihre beiden Kumpels Vito und Thomas vor den Toren der historischen Residenzstadt im Müritz-Nationalpark ein Paradies aus Grün und Blau: Vorbei am Zierker See und dem Großen Prälanksee geht es die ersten dreißig Kilometer gemächlich voran. Wer sich fürs Bikepacking ohne Zelt entschieden hat, dem bietet sich im familiengeführten Bett + Bike-Hotel »Kranichrast« in Schwarzenhof eine gute Gelegenheit für die erste Übernachtung. Nichts als Naturgeräusche und sanft rauschende Baumwipfel begleiten die glücklichen Städter hier in den Schlaf. 

Nichts für Kalorienzähler: Einkehrschwung bei Üdi's Rastplatz

Wer am nächsten Morgen ausschläft und keine Kalorien zählen muss, der sollte einen Frühstücks-Stopp im benachbarten Biergarten »Üdi's Rastplatz« nicht versäumen: Üppige, selbst gemachte Kuchen, herzhafte Fischbrötchen, leckerer Kaffee und andere Kleinigkeiten geben Kraft für den zweiten Tag im Sattel – oder einen Boxenstopp unterwegs. Ein Herz für Radfahrer hat Üdi auch: Hinterm Haus steht eine Service-Station mit Kompressor-Luftpumpe bereit.

Von hier aus geht es für die drei Freunde auf Gravelwegen und kleinen Landsträßchen weiter, vorbei am blau glitzernden Feisnecksee und der Binnenmüritz bis in den beschaulichen Kurort Waren. Nicht minder beschaulich präsentiert sich auch der folgende Uferweg entlang des Tiefwarensees: Bemooste Kastanien, Eichen und Linden ragen übers Wasser, küssen bisweilen die Oberfläche des Sees. Und der scheint den Bikepackern zuzurufen: »Raus aus den Klamotten und rein ins Wasser!« Und warum auch nicht? Bei entsprechenden Temperaturen ist so eine Erfrischung doch mehr als willkommen!

Bei Kaffee und Kuchen sammeln die drei Freunde Kraft für die nächste Etappe.
Bei Kaffee und Kuchen sammeln die drei Freunde Kraft für die nächste Etappe.
Stop and go: Bei »Üdi's Rastplatz« in Schwarzenhof lohnt eine schwungvolle Einkehr.
Stop and go: Bei »Üdi's Rastplatz« in Schwarzenhof lohnt eine schwungvolle Einkehr.
Hier läuft’s rund: Immer den Wegweisern nach, bis zum nächsten Ziel Waren.
Hier läuft’s rund: Immer den Wegweisern nach, bis zum nächsten Ziel Waren.
Glücksfall: der Tiefwarensee ist wunderschön anzusehen und perfekt für einen Sprung ins kühle Nass.
Glücksfall: der Tiefwarensee ist wunderschön anzusehen und perfekt für einen Sprung ins kühle Nass.

Ruhe und Musik auf Schloss Ulrichshusen: Perfekter Zwischenstop für eine Bikepacking-Tour

Nach ein paar weiteren Kilometern durch ebenso üppige wie liebliche Natur wartet mit dem Schloss & Gut Ulrichshusen am gleichnamigen See ein echtes Highlight. Fernab jeder Hektik herrscht rund um dieses Kleinod aus rotem Backstein nichts als Stille – nur unterbrochen vom Zwitschern der Vögel und dem Quaken der Frösche. Dabei hat das seit über 800 Jahren in Familienbesitz befindliche Haus eine turbulente Geschichte zu erzählen: Zuletzt brannte es 1987 aus ungeklärter Ursache bis auf die Grundmauern nieder, wurde ab 1993 liebevoll wieder aufgebaut und 2001 neu eröffnet: Mit Hotelzimmern in Gutshaus, Pferdestall, Schloss, in der Stellmacherei sowie in der Wassermühle, aber auch Ferienwohnungen, einem Restaurant und der Konzertscheune. Hier geben sich alljährlich im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern hochkarätige Solisten und Orchester – von Anne-Sophie Mutter über Daniel Hope bis hin zu Yehudi Menuhin – die Klinke in die Hand.

Vom Schloss aus fahren die drei Freunde über kleine, von Bruchmauern gesäumte Sträßchen terrassenförmig hinab bis zum Malchiner See. Dabei schweift ihr Blick über pittoreske Dörfchen, hübsche Wälder und Felder; Baumalleen spenden Schatten und Luft, die wie frisch gewaschen wirkt.

Schönheiten wie Sand am Meer: Das Schloss & Gut Ulrichshusen ist ein weiteres Highlight auf der Gravelbike-Tour.

Ein Paradies für Vögel und Naturfreunde

Am Campingplatz in Dahmen finden erschöpfte Radfahrer ideale Bedingungen für eine Rast: Direkt am Seeufer können sie bei unverstelltem Panoramablick Platz nehmen zwischen jungen Gänsefamilien, die ihren plüschigen Nachwuchs spazieren führen. Gemütlich dümpeln Boote am Steg, ein Wegweiser deutet in die Richtung eines Beobachtungsturms.

Und der Abstecher dorthin lohnt sich: Aus der erhöhten Perspektive des Stelzenhauses am Westufer des Sees präsentiert sich nichts als Natur. So weit das Auge blicken kann. „Wow,“ liest Sarah begeistert von der Schautafel vor. „Dort im Schilfröhricht und auf dem Wasser verstecken sich Haubentaucher, Höckerschwäne und Kiebitze, und sogar die gefährdeten Drosselrohrsänger, Blaukehlchen oder Seeadler gibt es hier!” Ihr Gezwitscher und Pfeifen ist ein Genuss für vom Großstadtlärm gestresste Ohren. Ein Tipp für Hobbyornithologen: Im Herbst rasten am Malchiner See regelmäßig Schwärme von Graugänsen, Kranichen sowie Bläss- und Saatgänsen.

Rast muss sein! Am Malchiner See lassen Sarah und ihre beiden Kumpels Vito und Thomas bei einer Pause die Seele baumeln.
Das Stelzenhaus am Westufer des Malchiner Sees bietet beste Aussichten, um Natur und Vögel zu beobachten.

Mecklenburgische Schweiz? Oder doch Allgäu?

Durch eine liebliche Hügellandschaft geht die Bikepacking-Tour entspannt weiter, führt über ruhige Nebensträßchen mit blühenden Obstbäumen und weißen Birken mitten hindurch durch die Mecklenburgische Schweiz. Oder ist es doch das Allgäu? Beim kurzen Stopp auf einer Anhöhe zwischen Gülitz und Gorschendorf könnte man fast auf den Gedanken kommen: Denn hier geleiten sanft geschwungene Wiesen in üppigem Grün den Blick bis hinab zum Kummerower See, dem viertgrößten des Bundeslandes.

Sattgrün ist die Kulisse der Etappe in der Mecklenburgischen Schweiz.

Besinnliche Rast auf dem Himmelfahrtsberg

Parallel zum See erstreckt sich das Naturschutzgebiet Peenetal, eines der ursprünglichsten Flusstäler Norddeutschlands. Einen besonders guten Blick über die weitverzweigte Flusslandschaft, die manche als den »Amazonas des Nordens« bezeichnen, genießen Vito, Thomas und Sarah vom Himmelfahrtsberg bei Upost. Der heißt so, weil hier jedes Jahr zu Himmelfahrt ein evangelischer Gottesdienst unter freiem Himmel stattfindet. Aber auch an allen anderen Tagen kann, wer sich den sandigen Feldweg hinaufkämpft, die Gravelbikes ans Gipfelkreuz lehnen und eine besinnliche Rast mit traumhaftem Ausblick einlegen.

Himmlische Rast am Gipfelkreuz des Himmelfahrtsberg bei Upost.
Tritt in die Pedale: Über einen sandigen, steilen Feldweg geht es hinauf zum Himmelfahrtsberg.
Freunde unter sich: Traumhafte Aussichten auf der Tour mit den Gravelbikes

Auf Tuchfühlung mit Bibern und Fischottern: Eine Bikepacking-Gravelbike-Tour der besonderen Art

Nun geht es bis zum Ziel in Demmin fast nur noch bergab – acht Kilometer weit zieht sich die Abfahrt vom Himmelfahrtsberg durch den Wald. Kastanien und Buchen findet man hier, und wer einen kurzen Abstecher hinab an die Peene unternimmt, kann vom Steg aus die Beine ins Wasser baumeln lassen. Mit etwas Glück zeigen sich in der Dämmerung Biber und Fischotter, die seit der Wiederansiedlung in den 70er-Jahren entlang des Flusses wieder heimisch sind. Und besonders aufmerksame Radfahrer können sogar bis zu zwölf unterschiedliche Orchideenarten ausmachen. 

Die Abfahrt vom Himmelfahrtsberg nach Demmin führt durch einen wunderschönen Buchen- und Kastanienwald.
Die Abfahrt vom Himmelfahrtsberg nach Demmin führt durch einen wunderschönen Buchen- und Kastanienwald.
Bikepacking: Pause an der Peene nach einer Fahrradtour
Keine Gnade für die Wade? Am Ufer der Peene nach der Tagesetappe die Beine im kühlen Nass erfrischen!
Blick aus der Luft über den Demminer Hafen und die Peene
Drei Freunde im Glück in Demmin, der Endstation. Was für ein gelungenes Wochenende!

Gravelbike Tour zum Nachfahren

Ausflugsziele

und Unterkünfte auf der Tour

31 Ergebnisse
  • Luisentor mit Pulverturm, © Hansestadt Demmin

    Luisentor

    • Markt, 17109 Demmin

    Das Luisentor ist das einzig erhaltene Stadttor in Demmin.

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