Mit Meister Petz zu den Rostocker Eisbären

Du, ich und der Tierpfleger

Autor*in: Annette Rübesamen
Veröffentlicht: 16. September 2024

Das Polarium im Rostocker Zoo erinnert ein bisschen an die Hudson Bay in Kanada, wo viele Eisbären zuhause sind.
, © TMV/Friedrich

Autor*in: Annette Rübesamen
Veröffentlicht: 16. September 2024

Besucher können die Eisbären des Rostocker Zoos und andere Zoobewohner aus allernächster Nähe kennenlernen. Das bringt nicht nur den Menschen Spaß. Auch die Tiere profitieren davon.

 

Akiak heißt der Eisbär, der da auf den glatten Felsen der Eisbärenanlage im Polarium des Rostocker Zoos die Morgensonne genießt. Aki, für Freunde. Tierpfleger Matthias „Petz“ Petzoldt gehört zu den Freunden, und bald sicher auch der achtjährige Erik, der gerade noch aufgeregt hinter dem großen Tor zum Polarium wartet, das Petz gleich öffnen wird. Dann wird Erik Akiak gegenüberstehen. Auge in Auge, ganz privat. Nur Eriks Mutter ist dabei, sowie Petz und sein Kollege Lukas Stelljes, beide Tierpfleger und Bärenexperten. Im Rostocker Zoo – übrigens der Beste Zoo Europas – geht das. „Exklusive Tierbegegnung“ heißt das Angebot, bei dem Zoobesucher hinter die Kulissen in den Arbeitsalltag der Tierpfleger blicken und verschiedene Tiere aus nächster Nähe kennenlernen können. Zum Beispiel den Rostocker Eisbären Akiak.

Erik und seine Mutter im Polarium des Rostocker Zoos. Drei Eisbären leben dort in einer 3.500 Quadratmeter großen Tundralandschaft., © TMV/Tiemann
Erik und seine Mutter im Polarium des Rostocker Zoos. Drei Eisbären leben dort in einer 3.500 Quadratmeter großen Tundralandschaft.
Ungefähr fünfmal würde Eriks Hand in die Tatze eines Eisbären passen. Ein direkter Händedruck ist bei der Tierbegegnung allerdings nicht vorgesehen., © TMV/Tiemann
Ungefähr fünfmal würde Eriks Hand in die Tatze eines Eisbären passen. Ein direkter Händedruck ist bei der Tierbegegnung allerdings nicht vorgesehen.

Für Erik ist es das erste Mal, dass er den Eisbären so nahekommt. Zur Feier des Tages hat er sein blaues T-Shirt mit den aufgedruckten Wildtieren angezogen. Einiges hat er an diesem Morgen schon über das Leben in der Arktis und die Eisbären erfahren. Denn zunächst stand ein Besuch in den Eiswelten – dem Besucherzentrum des Polariums – auf dem Programm. Zwischen Großleinwänden mit einsamen Spitzbergen-Landschaften konnte Erik seine Hand mit der Vorderpfote eines Eisbären vergleichen – fünfmal so groß wie die von Erik! –, konnte ein Eisbärengebiss mit 42 Zähnen befühlen, einen kleinen Eisberg anfassen und sich auf diese Weise schon perfekt einstimmen auf die Begegnung mit Aki. „Eisbären können aus dem Stand fünf Meter weit springen“, las der Junge atemlos seiner Mutter vor. „Und aus dem Wasser immer noch zweieinhalb Meter! Wahnsinn!“. Erst dann ging es zu dem Gittertor. Dahinter erstreckt sich eine weitläufige, 3.500 Quadratmeter große Tundralandschaft, artgerecht angelegt in der Optik der kanadischen Hudson Bay. Hier leben Akiak und seine beiden Artgenossen, die Rostocker Eisbärdamen Sizzel und Noria.

„Der Aki sieht ja ganz freundlich aus“, freut sich Erik., © TMV/Tiemann

„Die Eisbärenzunge ist ja ganz lila!“

Bei den Tierbegegnungen ergeben sich oft ganz neue Perspektiven.

„Aki!“, ruft Petz laut, nachdem er das Tor geöffnet hat. Und Aki trottet an das Gitter heran. 600 Kilo Gewicht auf vier bratpfannengroßen Pranken. Nur ein Eisengitter trennt den Bären jetzt von Erik und den Pflegern. Akiak hebt die Pfote, reibt sie an den Metallstangen. Es klingt wie Musik. „Passen seine Pfoten durch das Gitter?“, fragt Erik atemlos. „Nicht sehr weit“, schmunzelt Petz. Erik tritt vorsichtig näher. Petz hebt die Hand. Ein Kommando für Akiak, der sich auf den Hinterbeinen nun zu voller Statur aufrichtet. Die Vorderpfoten am Gitter blickt das Eisbärmännchen aus fast vier Metern Höhe interessiert auf Erik herab. „Er sieht ja ganz freundlich aus“, flüstert dieser. „Gar nicht bedrohlich. Und seine Zunge ist lila!“ Erik muss lachen. Dann ist Petz an der Reihe: Er gibt Akiak als Belohnung eine Portion orangerotes Fischöl, streichelt seine Tatzen und knufft ihm zärtlich auf die Nase. Aki liebt Fischöl.

„Aki macht das richtig gern und ist immer ganz aufmerksam bei der Sache“, sagt Matthias Petzoldt. „Unser Riesen-Labrador!“ Der Tierpfleger erklärt Erik, dass dieses Training jeden Tag stattfindet und dass Aufrichten, Maulöffnen und das Erlernen anderer Kommandos Teil des sogenannten „Medical Trainings“ seien. Dessen Ziel ist es, die Eisbären als größte Landraubtiere der Welt auch ohne Narkose zu untersuchen und kleinere Behandlungen durchführen zu können. Darauf erstmal einen Eimer Hering! Den kriegt Akiak aber erst nach dem Training, als er wie schwerelos durch das große Wasserbecken taucht und Erik diesem ganz besonderen Wasserballett, an dem auch Sizzel und Noria teilnehmen, durch die riesige Glasscheibe zusieht.

Auch die Eisbärdamen Sizzel und Noria kommen neugierig angeschwommen., © TMV/Tiemann
Auch die Eisbärdamen Sizzel und Noria kommen neugierig angeschwommen.
Zum Abschluss darf Erik mit Tierpfleger Matthias Petzold noch die Humboldtpinguine füttern., © TMV/Tiemann

Pinguinfütterung in Rostock

Zum Abschluss der exklusiven Tierbegegnung lädt Matthias Petzold Erik noch zu einem Besuch bei den Humboldtpinguinen ein. „Super“, sagt Erik, „in meiner Schule bin ich nämlich in der Pinguin-Klasse!“ Erik bekommt Handschuhe zum Anziehen und einen Eimer mit Sprotten in die Hand gedrückt; dann gehen die beiden ins Freigelände, wo die schwarz-weißen Antarktisvögel sofort aus ihrem Wasserbecken steigen, hungrig angewatschelt kommen und sich um die beste Position vor den beiden Zweibeinern drängeln. Erik wirft ihnen begeistert immer wieder kleine Fische zu – und genießt die Fütterung mindestens ebenso wie die Pinguine.

Nicht nur im Zoo Rostock gibt es exklusive Blicke hinter die Kulissen, auch in den anderen Naturerlebniszentren von Mecklenburg-Vorpommern können Besucher auf ganz besondere Art und Weise Tier und Natur begegnen.

Mehr Infos zu Naturerlebnissen und -zentren in MV: auf-nach-mv.de/naturerlebnis

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