„Ist hier zufällig ein Wildschwein vorbeigekommen?“ Ein langer Sommertag geht zu Ende auf dem Waldhof Bruchmühle, doch die neunjährige Paula kann jetzt wirklich noch nicht ins Bett. Erst muss sie Finja finden, das zahme Wildschwein, das wieder mal aus seinem Gehege ausgebüxt ist. Vielleicht hat es sich ja zu den Feriengästen gesellt, die nach dem Grillabend noch an langen Tischen unter dem mecklenburgischen Sternenhimmel zusammensitzen und ihren Urlaub auf dem Bauernhof genießen. Doch die Gäste schütteln den Kopf. Keine Finja. Also schlägt sich Paula weiter durchs Unterholz, lässt Leckerlies in einem Napf klappern, die das Wildschwein aus der Reserve locken sollen. Auf der anderen Seite der Wiese gucken Longhorn-Rinder neugierig über den Zaun. Auch Kater Knickschwanz, der sich auf der Schwelle zum Hofladen zusammengerollt hat, hebt interessiert den Kopf.
Das Leben ist eben doch ein Ponyhof. Jedenfalls dann, wenn man wie Paula und ihre vierjährige Schwester Rosa das Glück hat, auf einem Ferienbauernhof namens Waldhof Bruchmühle in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Plauer See und Müritz aufzuwachsen. In einer Welt aus Holzschuppen und altem Backsteingemäuer, aus Kletterrosen, Birkenalleen und sehr, sehr vielen Tieren. Finja, das einjährige Wildschwein, ist nur eines der heiß geliebten Hofbewohner: als mutterloser Frischling aufgenommen und mit Schafsmilch aufgezogen, wurde sie derart anhänglich, dass sämtliche Auswilderungsversuche bislang grandios scheiterten – Finja trabte immer wieder zum Hof zurück. Auch von diesem spontanen Abendspaziergang wird sie wohlbehalten in ihr Gehege zurückkehren.