Familienurlaub auf dem Waldhof Bruchmühle

Ein Leben (wie) auf dem Ponyhof

Autor*in: Annette Rübesamen
Veröffentlicht: 9. März 2023

Finja, das zahme Wildschwein, war mal wieder ausgebüxt. Jetzt stärkt es sich am Sautrog., © TMV/Tiemann

Autor*in: Annette Rübesamen
Veröffentlicht: 9. März 2023

Paula und Rosa machen jeden Tag Urlaub auf dem Bauernhof. Aber halt, das stimmt nicht ganz: Paula und Rosa leben mit ihren Eltern dort, wo andere Familien Urlaub machen – auf dem Waldhof Bruchmühle, einem Ferienhof mit ganz vielen Pferden, Katzen, Schafen. Und einem zahmen Wildschwein namens Finja, das gerne mal spazieren geht.

 

„Ist hier zufällig ein Wildschwein vorbeigekommen?“ Ein langer Sommertag geht zu Ende auf dem Waldhof Bruchmühle, doch die neunjährige Paula kann jetzt wirklich noch nicht ins Bett. Erst muss sie Finja finden, das zahme Wildschwein, das wieder mal aus seinem Gehege ausgebüxt ist. Vielleicht hat es sich ja zu den Feriengästen gesellt, die nach dem Grillabend noch an langen Tischen unter dem mecklenburgischen Sternenhimmel zusammensitzen und ihren Urlaub auf dem Bauernhof genießen. Doch die Gäste schütteln den Kopf. Keine Finja. Also schlägt sich Paula weiter durchs Unterholz, lässt Leckerlies in einem Napf klappern, die das Wildschwein aus der Reserve locken sollen. Auf der anderen Seite der Wiese gucken Longhorn-Rinder neugierig über den Zaun. Auch Kater Knickschwanz, der sich auf der Schwelle zum Hofladen zusammengerollt hat, hebt interessiert den Kopf.

Das Leben ist eben doch ein Ponyhof. Jedenfalls dann, wenn man wie Paula und ihre vierjährige Schwester Rosa das Glück hat, auf einem Ferienbauernhof namens Waldhof Bruchmühle in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Plauer See und Müritz aufzuwachsen. In einer Welt aus Holzschuppen und altem Backsteingemäuer, aus Kletterrosen, Birkenalleen und sehr, sehr vielen Tieren. Finja, das einjährige Wildschwein, ist nur eines der heiß geliebten Hofbewohner: als mutterloser Frischling aufgenommen und mit Schafsmilch aufgezogen, wurde sie derart anhänglich, dass sämtliche Auswilderungsversuche bislang grandios scheiterten – Finja trabte immer wieder zum Hof zurück. Auch von diesem spontanen Abendspaziergang wird sie wohlbehalten in ihr Gehege zurückkehren.

Wenn alle Tiere gefrühstückt haben, setzt sich auch Familie Schwan an den Tisch. Eier, Säfte und Marmeladen sind natürlich aus eigener Produktion., © TMV/Tiemann

Frühstück für alle auf dem Waldhof Bruchmühle

Hühner, Hasen, Hunde – vor der Schule werden erstmal sämtliche Tiere gefüttert

Am liebsten kümmern sich die Schwestern selbst um sämtliche Tiere. Auch heute. Um halb acht Uhr morgens standen die beiden noch ungefrühstückt und ungekämmt im Stalltor, erst, um die Katzen zu füttern, dann, um die Hasen mit Gras zu versorgen. „Nicht wieder alles auf einmal fressen“, rief Paula noch mahnend ins Gehege – sie kennt ihre Pappenheimer. Aber da gackerten auch schon 19 hungrige Hühner und drängte sich eine mittelgroße Schafherde ans Gatter, darunter der besonders wollige Dexter, den die Mädchen mit der Flasche aufgezogen haben. So viel zu tun! Ein Glück, dass Mona aus Baden-Württemberg mithalf, ein Mädchen mit langem, dunklem Zopf, das mit seiner Mutter bei den Schwahns Urlaub auf dem Bauernhof macht. Und natürlich Vater Olaf, der Revierförster und ruhende Pol auf seinem 20-Hektar-Hof. Er ist groß „und sehr stark!“, wie Rosa stolz betont.

Vor zehn Jahren haben Olaf Schwahn und seine Frau Isabelle den Waldhof Bruchmühle übernommen, der in einer weiten, sanft gewellten Waldlichtung liegt. An Gäste vermieten sie mehrere Ferienhäuschen und Ferienwohnungen. Im Hofladen verkauft Isabelle obendrein allerlei Selbstgemachtes – von Marmeladen und Säften über Tomatensuppe im Glas bis hin zu süßen Baiser-Talern.

Als die Schwahns den Hof übernahmen, gehörten bereits zwölf Pferde dazu; inzwischen grasen 19 Rösser auf den Weiden – eine sympathische Mischung aus Ponys, Warmblütern, isländischen Arbeitspferden, die mit ihren dichtfelligen Fesseln aussehen, als trügen sie Hippie-Schlaghosen, und Geene, dem 29-jährigen Schimmel. Die Pferde werden von den Urlaubern innig geliebt. Für jeden ist das richtige Tier dabei; auch Anfänger dürfen hier erstmal ein „Handpferd“ herumführen.

Am meisten aber kümmern sich Paula und Rosa um die Pferde. Die beiden striegeln um die Wette, kratzen Hufe aus, schleppen Sättel herbei und sehen dabei aus wie die glücklichsten Schwestern der Welt. Zwischendrin nimmt Rosa den Kopf von Wachtelhund Gitti zwischen ihre Hände, schaut ihm tief in die Augen und umarmt ihn dann mit der ganzen, unsterblichen Liebe einer Vierjährigen: „Gitti mag ich von allen Tieren auf dem Hof am allerallerliebsten“, sagt sie leise.

Moin! Die vierjährige Rosa kündigt den Stallhasen schon mal das Frühstück an. Was es gibt? Zwei Hände voll frisches Gras., © TMV/Tiemann
Moin! Die vierjährige Rosa kündigt den Stallhasen schon mal das Frühstück an. Was es gibt? Zwei Hände voll frisches Gras.
Leben auf dem Bauernhof: Immer wieder gibt es neue Freunde zu begrüßen, wie hier im Hühnerstall., © TMV/Tiemann
Leben auf dem Bauernhof: Immer wieder gibt es neue Freunde zu begrüßen, wie hier im Hühnerstall.
Nichts als Natur: Der Waldhof Bruchmühle liegt zwischen Wiesen, Wäldern und Seen., © TMV/Gänsicke
Nichts als Natur: Der Waldhof Bruchmühle liegt zwischen Wiesen, Wäldern und Seen.
Der perfekten Platz für die Stechpalme zum Pflanzen, © TMV/Tiemann

Waldpädagogik auf dem Waldhof Bruchmühle

Unter Kiefern und Birken gibt es jede Menge Pflanzen und Tiere zu entdecken

Nachmittags nimmt Förster Olaf seine beiden Töchter und Gästekind Mona mit in die Natur. 20 Hektar Grünland und Wald gehören zum Hof; zusätzlich ist Olaf als Revierförster noch für weitere 1.000 Hektar Wald zuständig. Durch blühende Sommerwiesen geht es in den lichten Kiefernwald hinein. Die Kinder haben ihre Fahrräder genommen; Olaf trägt eine kleine Stechpalme und einen Spaten. Der Ilex aquifolium, ein immergrünes Gewächs, ist zum „Baum des Jahres“ erklärt worden und Olaf hat es sich zur Gewohnheit gemacht, jedes Jahr den entsprechenden Baum in seinen Wald zu pflanzen.

In der Nähe einer Wildschweinsuhle findet er den perfekten Platz für die Stechpalme. Während er den Setzling eingräbt, gucken die Kinder einem zauberhaften Zitronenfalter nach und lauschen den Vogelstimmen. „Erkennt ihr das?“, fragt Olaf. „Das sind Waldlaubsänger und Rotkehlchen.“ Er klopft die Erde um die Stechpalme fest. Eigentlich müsste man jetzt ein bisschen gießen. Aber woher das Wasser nehmen? „Ich hab’s!“, ruft Paula. „Jeder spuckt einmal drauf“. Und alle müssen lachen. Vielleicht regnet es ja bald.

Komische Vorstellung: Auch Familie Schwahn verlässt ein paar Mal im Jahr ihr kleines Paradies und fährt in den Urlaub. Aber wohin fährt man, wenn man es schon zuhause so schön hat? „Am liebsten verbringen wir ein paar Tage auf Ferienhöfen ganz in der Nähe“, lacht Isabelle Schwahn. „Mit vielen Tieren. Wo alles ist wie zuhause. Nur wir müssen nichts tun.“

19 Pferde leben auf dem Waldhof – und werden von Gästen und Gastgebern heiß geliebt., © TMV/Gänsicke
19 Pferde leben auf dem Waldhof – und werden von Gästen und Gastgebern heiß geliebt.
Striegeln ist auch eine Form von Liebhaben: Gästekind Mona mit Pferd Anton., © TMV/Tiemann
Striegeln ist auch eine Form von Liebhaben: Gästekind Mona mit Pferd Anton.
Unterwegs mit dem Förster Olaf durch das hofeigene Grünland., © TMV/Tiemann
Unterwegs mit dem Förster Olaf durch das hofeigene Grünland.
Für die Kleinen sind unsere Ponys die Größten- ruhig im Umgang, verlässlich und geländesicher., © Waldhof Bruchmühle

Bruchmühle, 17213 Fünfseen

Waldhof Bruchmühle

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