Läuft, oder? Silke strahlt. Es ist ihr erstes Mal am Steuer eines Hausbootes, doch sie hält das Ruder lässig in der Linken, hat den Gashebel voll nach oben geschoben und steuert das zehn Meter lange Boot mit der Grandezza einer erfahrenen Hochseekapitänin in die stillen, flaschengrünen Wasser der Müritz hinein. „Aus’m Weg!“, ruft die 55-Jährige fröhlich, als ein Ruderboot mit Angler auftaucht, weicht dann aber doch lieber selbst in großem Bogen aus und tuckert in einen langgestreckten Kanal hinein. Lichtes Grün wächst zu beiden Seiten des Wassers, Birken strecken ihre Äste in den Himmel, Seerosen entfalten ihr pinkfarbenes Innenleben. Herrlich ist es auf dem Wasser. Und ist es nicht einfach fantastisch, dass man zum Führen eines Hausbootes weder Vorkenntnisse noch einen Bootsführerschein braucht?
Wo sind eigentlich die anderen? Silke wirft einen kurzen Blick in die beiden großen Rückspiegel: Das Saunaboot mit Telse und Margit an Bord, das etwas später von der Marina Granzow gestartet ist, hat inzwischen kräftig aufgeholt. „Die kriegen uns aber nicht!“, lacht Silke, und die Freundinnen Katja und Sara, die mit einem Kaffee an dem Tischchen neben dem Ruder sitzen, nicken bestätigend. Echt entspannt, so ein Hausboot-Wochenende mit Freundinnen. Silke und Katja kommen aus Stralsund; Telse, Sara und Margit leben in Rostock. Wenn sie sich mal zu fünft sehen wollen, müssen sie das richtig planen. Deshalb haben sie beschlossen, ein gemeinsames Wochenende an der Müritz in der Mecklenburgischen Seenplatte zu verbringen. An der Müritz? Auf der Müritz! Wozu gibt es schließlich Hausboote!