Wer mit dem Fischer Uwe Dunkelmann auf seinem Kutter hinausschippern möchte, muss früh aufstehen. Charakteristisch leuchten die roten Fischerhäuschen und das Geschrei der Seemöwen macht das Idyll an diesem Herbstmorgen perfekt. Das Wasser ist noch spiegelglatt. Bis Uwe seine knall orangene Fischerhose aus der Kajüte kramt, reinsteigt und fleißig Kisten einlädt. Er hofft auf einen guten Fang – auch wenn es jedes Jahr weniger Fische werden.
„Uschi“ ist ein klassischer Fischkutter. Das zehn Meter lange Holzboot knattert lautstark, ein paar Möwen auf der Mole flattern verschreckt davon. Sobald der Kutter das Hafenbecken verlassen hat, wird die Ostsee augenblicklich rauer, die Wellen schlagen höher und der Wind pfeift nur so um die Ohren. „Das hier draußen, das ist Freiheit für mich“, erzählt Uwe mit einer Tasse dampfenden Kaffee in der Hand. „Das Meer hat so viele Facetten. Jetzt im Herbst ist es besonders wild und schön.“
Zwei rote Fahnen wanken auf dem Wasser: Hier hat Uwe gestern eines seiner Netze versenkt. Über einen Netzholer zieht er die Leinen ein – als das Netz auftaucht, zappeln zwei Strandkrabben darin. „Beifang“, erklärt Uwe und wirft sie mit einem gekonnten Handgriff zurück ins Meer. Bei der Rückfahrt haben wir Schollen, Makrelen und ein paar Heringe in den Kisten. Das sind typische Herbstfische, denn jetzt hat die Ostsee schon unter 13 Grad.
Die 290 Meter lange Seebrücke des Ostseebads Boltenhagen kommt in Sichtweite. Und just reißt der Himmel auf, und die ersten Sonnenstrahlen des Tages erhellen den langen Sandstrand und die seichte Dünenlandschaft der perfekt von Steilklippen gerahmten Bucht. Spaziergänger sind am Strand zu erkennen. Ob sie wohl heute Uwes frische Scholle essen werden? „Kein Problem, die gibt’s im Fischereihof Kamerun“, erzählt Uwe. „Da laden wir die jetzt ab. Bis auf zwei. Die gebe ich euch mit.“