Momente für die Ewigkeit

Naturfotografie auf Fischland-Darß-Zingst

Autor*in: Bianca Klement
Veröffentlicht: 20. Dezember 2024

Zwei Hirsche durchqueren einen flachen Gewässerbereich, während Kraniche im Hintergrund ruhen.

Autor*in: Bianca Klement
Veröffentlicht: 20. Dezember 2024

Im Morgengrauen erlebt Naturfotograf Mario Müller auf Fischland-Darß-Zingst einzigartige Momente der Naturfotografie im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft: Während Tausende Kraniche sich in den Lagunen sammeln, streifen brunftige Hirsche durch die Dünenlandschaft. Entschlossen, dieses Spektakel festzuhalten, lockt die Halbinsel im Herbst all jene, die sich für Naturfotografie begeistern – vom Profi bis zum Hobbyfotografen.

Aussichtsplattform Pramort bei Zingst im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft im Morgengrauen.

Das Morgengrauen lässt sich bereits erahnen. Die Luft ist klar und feucht. Dichter Nebel bedeckt die Landschaft. Noch vor dem Sonnenaufgang ist Naturfotograf Mario Müller unterwegs nach Pramort, dem östlichsten Zipfel der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Mario weiß, das richtige Timing entscheidet über das perfekte Bild. Ausgerüstet mit Stativ, Kamera und Teleobjektiv bezieht er in der Dunkelheit an diesem Herbstmorgen Stellung in seinem Ausguck. Das frühe Aufstehen lohnt sich, denn hier draußen erwartet den Profi-Fotografen und seine Schüler ein besonderes Naturspektakel: der Aufbruch der Kraniche.  

Jeden Herbst versammeln sich im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern Zehntausende der imposanten Vögel, bevor sie in ihre Winterquartiere gen Süden – nach Frankreich und Spanien – ziehen. Die Region an der Ostseeküste zwischen Rostock und Stralsund ist einer der größten Rastplätze in ganz Deutschland. »Mitte Oktober erreicht der Kranichzug seinen Höhepunkt, dann haben wir schon mal bis zu 70.000 Vögel hier«, erzählt Mario.    

Die Boddenlandschaft und die zahlreichen Flachwassergebiete machen die Halbinsel zu einem idealen Rückzugsort für die scheuen Vögel. Während sie tagsüber auf den Feldern auf Nahrungssuche gehen, versammeln sie sich nach Sonnenuntergang dicht gedrängt in der Wasserlandschaft. Im knietiefen Wasser stehend, sind sie sicher vor Fressfeinden, wie Füchsen oder Marderhunden, die ungern nasse Pfoten bekommen. Die Flachwasserzone vor der weißen Dünenlandschaft von Pramort ist einer der bevorzugten Schlafplätze der Kraniche. Tausende Vögel verbringen hier im Schutz der Gemeinschaft die Nacht. »Das Gebiet befindet sich außerdem in der Kernzone des Nationalparks, sodass die Vögel auch vor Menschen geschützt sind. Das gibt es ja kaum noch sonst in Deutschland«, erklärt Mario.  

Im Dämmerlicht erwarten Naturfotografen Überraschungen

Der Fotograf ist nicht nur Naturliebhaber, sondern ausgewiesener Experte für die Vogelwelt auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Seit mehr als 45 Jahren beschäftigt sich der einstige Bauingenieur und Architekt mit der dokumentarischen Fotografie in der Ornithologie. Heute ist er hauptberuflicher Naturfotograf mit eigenen Exkursionen, Vogelwart auf der Vogelschutzinsel Kirr und Landeskoordinator für den Seeadler in der Projektgruppe Großvogelschutz am Landesamt für Umwelt und Natur Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch nach all den Jahren fasziniert ihn die Natur jeden Tag aufs Neue. Vor allem die großen Vögel – Kraniche und Seeadler – sind seine Favoriten. 

Mit der Morgendämmerung kommt Leben in die Vogelschar. Pünktlich mit der aufgehenden Sonne brechen die Kraniche lautstark auf, um Futter zu finden und Energie für die bevorstehende Reise zu sammeln. Immer wieder übertönen lautes Gurren und Trompeten das Rauschen des Windes. Marios Augen leuchten voller Vorfreude: »Da draußen sind bestimmt 10.000 Vögel«, sagt er und bringt sein Stativ in Stellung. Noch ist die Sonne nicht zu sehen, doch langsam dämmert es. Nebelschwaden wabern über das Strandgras und die grau-blaue Nacht weicht einem seichten, blass-gelben Licht. Je heller es wird, desto lebendiger werden Vögel. Die Anspannung vor dem Aufbruch ist spürbar. »Das ist der beste Zeitpunkt für tolle Naturaufnahmen«, flüstert Mario den Teilnehmern seines Fotoworkshops zu. »Die Vögel brechen gleich auf und dazu hat man das Licht des Sonnenaufgangs. Wenn wir richtig Glück haben, läuft vielleicht sogar ein Hirsch durch die Lagune, während oben die Kraniche fliegen.« Und tatsächlich: In den silbrigen Nebelschwaden, zeichnen sich die dunklen Silhouetten von mehreren Hirschen ab. Mit jeder Minute, die es heller wird, sind sie besser zu sehen. Es sind majestätische Tiere.  

Dabei zu sein, wenn die Natur erwacht, ist ein bewegender Moment. Wie auf einen Weckruf hin steigen mit den ersten kräftigen Sonnenstrahlen die ersten Kraniche auf. Binnen Minuten sind es Tausende, die in der Morgenröte hoch zum Himmel fliegen und mit ihren riesigen Flügeln schlagen. Es ist der Moment, auf den Mario gewartet hat. Zielbewusst drückt er den Auslöser und hält die Stimmung und den Aufstieg der Vögel fest. Die Kamera verewigt die magische Szene. Und dann erfüllt sich Marios Wunsch: Gleich zwei Hirsche laufen durch das Wasser der Lagune an den ruhenden Kranichen vorbei, während im Hintergrund die Ostsee brandet. Mario grinst über das ganze Gesicht. Szenen wie diese bekommt man nur auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zu sehen. 

Am Pramort werden Fotografenträume wahr. Zur richtigen Zeit kommen hier außergewöhnliche Naturszenen und das perfekte Licht zusammen. Ein gutes Foto ist jedoch nur die Krönung, denn Tierfotografen sind in erster Linie Naturliebhaber. Profis wie Mario wissen: Ein gutes Naturfoto muss man sich verdienen – mit Geduld. Das Abenteuer und das Erlebnis einer besonderen Wildtierbegegnung machen für die meisten Tierfotografen den eigentlichen Reiz aus. »Man nimmt als Fotograf alles auf: den Wind, die Geräusche, die Gerüche – das ganze Drumherum. Viele haben außer Kamera auch ein Fernglas dabei und genießen einfach«, sagt Mario. 

Ein Hirsch watet durch das flache Wasser bei Sonnenaufgang, umgeben von Schilf und einer Gruppe Kraniche im Hintergrund.

Ostseeheilbad Zingst

Der Ort für Naturfotografie auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst

Das Ostseeheilbad Zingst hat sich längst als Ort der Fotografie etabliert. Hier finden das ganze Jahr über rund 20 Ausstellungen und bis zu 200 Fotoworkshops statt. An Motiven mangelt es nicht: Die charmante Architektur von Zingst und der umliegenden Dörfer, die malerischen Dünenlandschaften, einzigartige Lichtstimmungen und natürlich der Nationalpark mit seiner ursprünglichen Flora und Fauna liefern Inspiration und Abwechslung für Profi- und Hobbyfotografen. Kulturelles Highlight ist das jährliche Umweltfotofestival »horizonte zingst«, das die Fotografie seit mehr als 15 Jahren mit Events, Workshops und Ausstellungen zelebriert.  

Dreh- und Angelpunkt für viele ambitionierte Fotografen ist das Max Hünten Haus im Herzen von Zingst. Hier finden sich nicht nur zahlreiche Informationen rund um das Thema Fotografie und wechselnde Ausstellungen in einer lichtdurchfluteten Galerie, sondern es wird auch hochwertiges Equipment verliehen. Ein gutes Teleobjektiv kann schon mal so viel wie ein Kleinwagen kosten. Die Option, sich eine gute Linse für ein besonderes Motiv für ein paar Tage zu leihen, ist für viele Besucher attraktiv. Auch die zahlreichen Fotoworkshops starten vom Max Hünten Haus. Selbst als erfahrener Fotograf lohnt es sich, einen der Fotoworkshops zu buchen, denn hiesige Guides wie Mario wissen nicht nur, wo die besten Naturbegegnungen warten, sondern auch, wie man zur richtigen Zeit am richtigen Ort für das perfekte Bild ist. Wer den perfekten Moment erwischt hat, kann sein eigenes Foto im professionellen Druckstudio in verschiedenen Größen für zu Hause ausdrucken lassen. 

Aus Rücksicht auf die Natur sind einige Spots im Nationalpark zudem nur mit besonderer Genehmigung oder eingeschränkt zu erreichen. Um die Kraniche nicht zu stören, erhalten während der Zeit des Kranichzugs beispielsweise maximal 60 Besucher am Tag Zugang zum abendlichen Einflug der Vögel am Pramort. Als Workshop-Teilnehmer muss man sich darüber keine Gedanken machen. Mario hat quasi die Lizenz für das perfekte Bild und darf mit seinen Teilnehmern auch morgens vor Ort sein. Nachdem die Vögel aufgebrochen sind, ist die Beobachtungshütte von 8 bis 15 Uhr zugänglich für alle Naturliebhaber. »Viele meiner Workshopteilnehmer brauchen kaum noch Hilfestellung beim Fotografieren. Aber sie profitieren von meinem Wissen und meiner Erfahrung«, sagt der Fotograf. 

Zwei Besucher betrachten Fotografien an einer Wand in der Ausstellung des Max Hünten Hauses in Zingst.
Ein Fotograf zeigt einem Workshop-Teilnehmer im Max Hünten Haus in Zingst eine Auswahl an Kameralinsen.
Ein Dozent präsentiert ein Foto eines Hirschs vor Workshop-Teilnehmern im Max Hünten Haus.
Ein Hirsch steht in einer nebeligen Landschaft des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft.

Wilde Natur und spektakuläre Szenen auf Fischland-Darß-Zingst

Im Herbst sind die Kraniche die Stars auf der Halbinsel. Doch es ist nicht das einzige Schauspiel, was Naturfreunde hier erleben können. In keinem anderen Bundesland stehen die Chancen so gut, Seeadler in freier Wildbahn zu sichten, wie in Mecklenburg-Vorpommern. »Ich habe sogar mal beobachtet, wie ein Seeadler einen Kranich geschlagen hat«, erinnert sich Mario.  

Nicht nur in der Luft, auch zu Lande ist einiges los: Im September ist Brunftzeit, dann röhren im Nationalpark mächtige Rothirsche, um die Gunst der Hirschkühe zu erlangen. »Wenn man Glück hat – so wie wir heute – sieht man die Hirsche bei Sonnenaufgang in der Lagune«, sagt Mario. Der Fotograf hat Szenen wie diese schon unzählige Male beobachtet, trotzdem ist er jedes Mal aufs Neue vom Anblick der Tiere begeistert. Auch die Teilnehmenden auf seinen Fotoexkursionen trauen ihren Augen kaum und jubeln still, um die Tiere nicht zu stören. »Hier im Nationalpark lassen sich die Hirsche besonders gut bei der Brunft beobachten, denn es ist einer der wenigen Orte, in ganz Deutschland, wo sie sich auch tagsüber frei auf offenem Feld bewegen.«  

Rotwild wird seit Jahrhunderten in Deutschland gejagt, wodurch die großen Tiere sehr scheu geworden sind. »Früher hat das Rotwild auf der Wiese gelebt oder in der Steppe. Aber durch die Jagd wurde es in den Wald zurückgedrängt. Deshalb lässt sich die Brunft in fast allenanderen Teilen Deutschlands nur frühmorgens im Dunkeln oder spät am Abend beobachten, wenn die Hirsche rauskommen. Aber hier in der Kernzone des Nationalparks wird seit über 35 Jahren nicht gejagt, sodass das Rotwild wieder aus dem Wald kommt. Sie leben so, wie sie früher gelebt haben, draußen auf der Wiese. Deswegen können wir die Hirsche hier tagsüber bei der Brunft beobachten, das kannst du sonst nirgendwo«, erzählt Mario mit leuchtenden Augen. Der Naturfotograf und Vogelexperte hat auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst seine Berufung gefunden und gibt sein Wissen auf Exkursionen und in Workshops gern weiter. Langweilig wird ihm bei der Arbeit nie, denn in der Natur gleicht kein Tag dem anderen. 

Ausflugsziele & Fotomotive

rund um Zingst

9 Ergebnisse
  • Hafen Zingst

    • Am Hafen, 18374 Zingst

    Ob Hafenrundfahrt, Bootsverleih, Kultur, Natur oder Gastronomie – maritime Vielfalt am Bodden bietet der Zingster Hafen.

    Weiterlesen: "Hafen Zingst"
  • Mammutbäume im Osterwald Zingst

    • Heute geöffnet
    • 18374 Zingst

    Urwald-Mammutbäume

    Weiterlesen: "Mammutbäume im Osterwald Zingst"
  • © Kur- und Tourismus GmbH

    Vogelbeobachtungspunkt Pramort

    • Heute geöffnet
    • 18374 Pramort

    Von September bis November können Sie vom Kranichrastplatz Pramort ein beeindruckendes Schauspiel erleben, wenn die Kraniche beim Anflug zu ihren Schlafplätzen eine keilförmige Formation bilden oder sich zu einer langen Kette aufreihen.

    Weiterlesen: "Vogelbeobachtungspunkt Pramort"
  • Gästemagnet an der Ostsee - die Zingster Seebrücke., © Sarah Kunze

    Seebrücke Zingst

    • Jederzeit frei zugänglich
    • Seestraße, 18374 Ostseebad Zingst

    Zingst - ein Urlaubsparadies an der Ostsee! Beliebter Anziehungspunkt für die Gäste ist die 270 m lange Seebrücke.

    Weiterlesen: "Seebrücke Zingst"
  • © Kur- und Tourismus GmbH

    Vogelbeobachtungspunkt Pramort Hohe Düne

    • Jederzeit frei zugänglich
    • 18374 Pramort

    Vor Pramort liegt der bedeutendste Zugrastplatz des Grauen Kranichs. Die Anwesenheit von Menschen führt zur Beunruhigung der Großvögel. Sie werden nervös, drehen ab, vergeuden wertvolle Energie, die sie dringend für den noch weiten Flug in die Winterquartiere benötigen. Schlimmstenfalls kann es zum Verlassen des Schlafplatzes kommen – auf Dauer.

    Weiterlesen: "Vogelbeobachtungspunkt Pramort Hohe Düne"
  • St.-Marien-Kirche Barth

    • Papenstraße, 18356 Barth

    Die Marienkirche ist ein beachtlich großer Backsteinbau aus dem 13. Jh. (Chor), 14 Jh. (Hallenlanghaus) und dem 15. Jh. (Westturm). Im südlichen Seitenschiff befinden sich noch Reste der mittelalterlichen Ausmalung.

    Weiterlesen: "St.-Marien-Kirche Barth"
  • © Timm Allrich

    Max Hünten Haus Zingst

    • Schulstraße, 18374 Zingst

    Das Max Hünten Haus - modern und innovativ - der Ort für Begegnung - das Zentrum der Fotografie Zingst! Vielerlei Einrichtungen unter einem Dach!

    Weiterlesen: "Max Hünten Haus Zingst"
  • Stadthafen Barth

    • Hafenstraße, 18356 Barth

    Der Hafen Barth ist der größte Hafen in den Boddengewässern zwischen Barhöft und Ribnitz-Damgarten (Seefunk - Kanal 15).

    Weiterlesen: "Stadthafen Barth"
  • Museumshof Ostseeheilbad Zingst, © Peter Prast

    Heimatmuseum Zingst mit Museumshof

    • Strandstraße, 18374 Seeheilbad Zingst

    Ein altes Kapitänshaus und ein transparenter Anbau – das Zingster Museum ist ein moderner Erlebnisort mit Geschichte.

    Weiterlesen: "Heimatmuseum Zingst mit Museumshof"

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