Die alte Holzbrücke wirkt, als wäre sie direkt aus einem Landschaftsgemälde entsprungen. Rechts und links der ausgeblichenen Holzbohlen glitzert das Wasser des Liddower Stroms in der Sonne, die an diesem Tag über einen blauen Himmel mit kleinen weißen Wattewolken wandert. Auf einer Weide grasen braun-weiß gefleckte Kühe, im Wasser liegt ein altes Segelschiff mit eingerollten Segeln vertäut und am Wegesrand setzen Kornblumen, Heckenrosen und Klatschmohn ein paar fröhliche Farbakzente in der grünen Landschaft. Als hätten sie sich wortlos abgesprochen, halten Jess und Laura in der Mitte der Brücke inne und lassen ihren Blick schweifen. Auf der Suche nach Natur und Ruhe fernab des Großstadtlärms reisen die beiden Freundinnen auf die Insel Rügen. Ihr Ziel: der Bodden-Panoramaweg. Still und friedlich ist es hier am Strom, der das Wasser aus dem Tetzitzer See in den Bodden trägt. Nur das Rascheln der Schilfhalme im Wind und die Rufe der Starenschwärme sind zu hören, die in Formation am Himmel entlangsausen. Die Freundinnen strecken ihre Gesichter in die Sonne und atmen tief die klare Luft ein.
Der Bodden-Panoramaweg
Qualitätswanderweg auf Rügen
Hier an der Lebbiner Brücke auf der Halbinsel Liddow haben die zwei Studentinnen vom Startpunkt in der Gemeinde Neuenkirchen schon zwei Kilometer des Bodden-Panoramawegs geschafft. Damit liegt der Großteil des vom Deutschen Wanderverband prämierten Qualitätswanderwegs noch vor ihnen. Auf insgesamt 24 Kilometern führt er durch Wiesen, Wälder, Dörfer und Felder am Großen Jasmunder Bodden entlang. Das Ziel: der Ostseestrand in Mukran. Die Route kann als sportliche Tagestour gewandert werden oder auch in zwei Tagesetappen mit einer Übernachtung in Ralswiek auf halber Strecke. Doch für Jess und Laura ist klar, sie wollen die Ostsee in nur einem Tag erreichen. Also los! Weiter gehts.
Linker Hand der Bodden, rechter Hand der Tetzitzer See steigt der Weg kurz nach Liddow leicht an und erhebt sich wie eine Aussichtsplattform über dem Wasser, das heute durch den Wind kleine, weiße Schaumkronen wirft. Auf dem Feld am Wegesrand wogt Gerste im Wind. Grashalme kitzeln die Beine der zwei Frauen, die an diesem warmen Frühsommertag kurze Wanderhosen zu ihren Sportschuhen tragen. Richtige Wanderstiefel sind nicht nötig, denn der Weg ist eben und gut befestigt. Als Jess und Laura den Kamm des Hügels erreichen, entdecken sie eine von Wildkräutern und Gräsern eingerahmte Bank, auf der es sich bereits eine dicke Raupe in der Sonne gemütlich gemacht hat. „Na, du“, sagt Jess mit einem Lächeln, als sie und Laura sich vorsichtig neben den tierischen Inselbewohner setzen und zu ihren Trinkflaschen greifen. Auf dem Wasser des Sees gleitet ein Schwan über die Wogen. In der Luft zieht ein Seeadler seine Kreise. Es riecht nach Kamillenblüten, Sonne und Sommer.
Wo Katze und Hahn sich grüßen
Nach ein paar Schlucken geht es weiter am schilfbewachsenen Ufer entlang in den Kiefernwald der Banzelvitzer Berge hinein. Von hier dauert es nicht mehr lang, bis die Freundinnen auf eine Ansammlung reetgedeckter Häuser stoßen. ”Moisselbritz” steht auf dem Schild am Ortseingang. Der Weg, der durch das Dorf führt, ist gesäumt von duftenden Bauernrosen, Kräutergärten und Obstbäumen, deren Äste bereits kleine Früchte tragen. Schwalben zwitschern, Hühner scharren und irgendwo stimmt auch noch ein Hahn mit seinem Krähen in die Geräusch-Symphonie mit ein. Eine kleine graue Katze huscht hinter einer Backsteinmauer hervor, vor der Tomatenpflanzen in der Sonne sprießen, und begleitet Jess und Laura ein Stück des Weges, um sich dann doch lieber wieder im sonnigen Gras auszustrecken.
Kurz hinter der Ortschaft stehen zwei mit Latzhosen bekleidete Reetdachdecker in der Sonne und gehen ihrem Tagewerk nach: getrocknetes Reet vom Tetzitzer See reinigen und bündeln. „Moin“ dröhnt es munter-fröhlich unter dem Bart des Vorderen hervor. Sein Sonnenhut wirft Schatten über das Gesicht, das trotzdem von der vielen Arbeit im Freien gut gebräunt ist. In geübten Bewegungen reinigt er den Rohrbund in seinen Händen von dem Unterwuchs und anderen Halmen, indem er es durch einen großen Kamm zieht, den Bund anschließend aufschüttelt und auf dem Bindebock mit einem Sisalband zusammenbindet. Gesammelt werden die Bunde auf einem großen Stapel, um dann irgendwann auf Rügens Dächern Verwendung zu finden, erklärt er den Frauen, die neugierig zuschauen und sich das traditionelle Handwerk erklären lassen.
Nach dem kurzen Klönschnack geht es durch ein Wäldchen weiter zu einer Anhöhe direkt am Jasmunder Bodden, die manch Einheimischer auch liebevoll als Rügener Karpaten bezeichnet. Die Aussicht von hier oben über das Wasser und die satt-grünen Felder ist sagenhaft. Der perfekte Ort für eine kurze Verschnaufpause, bevor die Rucksäcke wieder geschultert werden. Das nächste Etappenziel ist schon in greifbarer Nähe: der Ort Ralswiek, der vor allem durch die hübsche Schlossanlage und die einzigartige Naturbühne bekannt ist, auf der im Sommer die Störtebeker-Festspiele stattfinden. Ein wahres Spektakel, das jährlich hunderttausende Besucher anlockt. Doch jetzt, am Nachmittag, liegt der Ort friedlich da. Im Hafen dümpeln bunte Segel- und Fischerboote, Segelleinen an den Masten klappern im Wind, im blauen Wasser schwappen klitzekleine Wellen und Jess und Laura lassen ihre Beine von einem der vielen Stege baumeln. Gerade legt das Boot ”Elligie“ mit einem leisen Surren des Außenmotors ab und fährt auf den Bodden hinaus.
Tipp: Ein kurzer Abstecher zum Sonnenuntergang am Lietzower Hochufer lohnt sich. Warmes Licht verleiht dem hügeligen Wald und dem Großen Jasmunder Bodden eine ganz besondere Magie. Ein absoluter Geheimtipp für einen der schönsten Sonnenuntergänge der Insel Rügen.
Belohnung für die Wanderung auf Rügen:
Mohn-Quarktorte am Ostseestrand
Vor den Freundinnen liegt nun die letzte Etappe des Wanderwegs. Am Hafen entlang geht es durch die Schwarzen Berge, vorbei an den Hügelgräbern aus slawischer Zeit, die zusammen mit der langsam tiefer stehenden Sonne und dem Schatten des Waldes für eine mystische Stimmung sorgen. Erst in Lietzow lichtet sich das Blätterdach wieder. Entlang des Kleinen Jasmunder Boddens laufen die beiden die letzten Kilometer bis zum Ziel: Mukran an der Ostsee. Doch bevor Jess und Laura ihre Füße im 18 Grad kalten Wasser der Ostsee abkühlen, machen sie noch einmal Rast in der Konditorei und Bäckerei Peters. Das Rügener Familienunternehmen wird bereits in zweiter Generation betrieben und liegt direkt am Mukraner Hafen. Mohn-Quarktorte, Frankfurter Kranz, Schwarzwälder-Kirschtorte, Punschschnitte und vieles mehr kann man hier mit Ausblick auf die Ostsee genießen.
Und dann ist es endlich so weit: die letzten Meter, der feste Boden wird zu Sand unter den Füßen und das Meeresrauschen immer lauter. Möwen kreischen am Himmel, eine Familie sammelt Steine und Donnerkeile, die in einen kleinen orangefarbenen Eimer wandern und am Ufer steht ein älterer Herr mit Hut, der Steine über die Wellen ditschen lässt. Jess und Laura sind am Naturstrand der Ostsee angekommen, ziehen ihre Schuhe und Socken aus und schließen genussvoll die Augen, als sie den ersten Schritt in das erfrischende Wasser machen. In der Ferne kann man die weißen Kreidefelsen von Sassnitz in der Sonne blitzen sehen. Vielleicht das Ziel für den nächsten Tag.
Qualitätswanderweg Bodden-Panoramaweg
- Länge: 24 km
- Etappen: 1-2
Der prämierte Qualitätsweg „Wanderbares Deutschland“ führt auf der Insel Rügen durch eine malerische Landschaft am Großen Jasmunder Bodden entlang. Auf 24 Kilometern zwischen Neuenkirchen und Mukran im Nordosten der Insel erleben Wanderer die abwechslungsreiche Boddenlandschaft ohne große Höhenunterschiede und begegnen zwischen stillen Wiesenlandschaften und naturnahen Wäldern mit etwas Glück Seeadler oder Fischotter, die hier heimisch sind.
9 Ergebnisse
SUP-Tour Großer Jasmunder Bodden
- Länge: 22 km
Etappen: 1-2 Tage Der Große Jasmunder Bodden ist nicht nur einer der größten Boddengewässer, sondern zählt auch zu einer der Lagunen in Mecklenburg-Vorpommern.
Hafen & Wasserwanderrastplatz Ralswiek
- Am Bodden, 18528 Ralswiek
Der romantische und historische Ort am Südufer des Großen Jasmunder Boddens ist die älteste Siedlung Rügens. Der heute eher beschauliche, ruhige Ort war damals eine große slawische Hafen- und Handelssiedlung.
Schlosshotel Ralswiek
- Parkstraße, 18528 Ralswiek
Das Schlosshotel im Herzen der Insel Rügen mit 65 individuellen Zimmern, Restaurant mit Terrasse, Bar und Wellness-Bereich mit Sauna sowie Innenpool. Erleben Sie einzigartige Architektur kombiniert mit exquisiter Küche und herausragendem Service.
Hafen mit Mole Sassnitz
- Jederzeit frei zugänglich
- Mole, 18546 Sassnitz
Der Sassnitzer Stadthafen stellt eine Mischung aus Fischerei- und Tourismushafen dar. Eine Vielzahl von Kneipen, Restaurants und kleinen Geschäften lädt zum Bummeln und Verweilen ein.
Wanderfrühling 2025: Waldbaden in der Goor
- Termin: 19.04.25
- Fürst-Malte-Allee, 18581 Putbus
Waldbaden in der Goor - erleben Sie einen heilsamen Aufenthalt im Wald. Waldluft ist Medizin zum Einatmen.
Wanderfrühling 2025: Auf den Spuren ...
- Termin: 10.04.25
- 18586 Sellin
Historische Wanderung auf den Spuren preußischer Geschichte.
Naturbühne Ralswiek
- Am Bodden, 18528 Ralswiek
Willkommen an Bord bei den "Störtebeker Festspielen" auf der Naturbühne Ralswiek, dem Familienerlebnis auf der Insel Rügen!
Wanderfrühling 2025: Wildkräuterwanderung
- Nächster Termin: 23.04.25
- Alle Termine: 23.04.25 bis 30.04.25
- 18586 Baabe
Der Naturerlebnisverein Rügen lädt zur Wildkräuterwanderung ein.
Wanderfrühling 2025: "Kräuterpicknick"
- Nächster Termin: 12.04.25
- Alle Termine: 12.04.25 bis 28.04.25
- Am Kurpark, 18586 Baabe
Die kulinarische Waldführung