Zwei Museen in Stralsund vor der Wiedereröffnung

Hinter den Kulissen im Katharinenkloster

Autor*in: Harald Braun
Veröffentlicht: 1. Oktober 2024

Dr. Maren Heun und Andreas Tanschus am Modell des Katharinenklosters, das alle Sanierungsmaßnahmen anschaulich zeigt. , © TMV/Gross

Autor*in: Harald Braun
Veröffentlicht: 1. Oktober 2024

Mit dem Meeresmuseum und dem Stralsund Museum im Katharinenkloster werden zurzeit gleich zwei der wichtigsten Museen in Stralsund umfassend modernisiert. Das Meeresmuseum hat beim Termin die Nase vorn – die Wiedereröffnung ist für den Sommer 2024 geplant.

Das Katharinenkloster liegt im Herzen der UNESCO-geschützten Altsadt der Hansestadt Stralsund

Hansestadt Stralsund

beim Sonnenaufgang

„Niemand muss befürchten, dass er sein geliebtes Meeresmuseum nicht mehr wiedererkennt“, sagt Andreas Tanschus, Direktor des Deutschen Meeresmuseums, „das ist uns ganz wichtig. Wir haben Wert darauf gelegt, dass nicht nur alles zeitgemäß gestaltet wird, sondern berücksichtigen bei dieser ersten umfassenden Modernisierung seit den siebziger Jahren, dass die Gäste ihre lieb gewonnenen Exponate auch weiterhin sehen können – nur eben in ganz neuem Glanz.“ Seit Ende 2020 ist das Museum nun bereits geschlossen. Im Juli 2024 wird es – überwiegend barrierefrei – passend zur Sommersaison wieder eröffnen.

Raumhohe Installationen von Meerestieren

Ein großer Tag für Stralsund, dem nicht nur Andreas Tanschus und das gesamte Team des Meeresmuseums mit großer Freude entgegenblicken: „Mit dem Stuttgarter Büro Reichel Schlaier Architekten konnten wir die denkmalgeschützten Räume des wunderbaren Katharinenklosters behutsam modernisieren und um einen Verbindungsbau zwischen Foyer und Ausstellungen, ein Großaquarium und mehrere dringend benötigte Funktionsräume ergänzen“, berichtet Tanschus, „das war eine wirklich anspruchsvolle Aufgabe. Bauen in so einer engen Altstadtsituation mitten im UNESCO-Welterbe ist eine ganz besondere Herausforderung.“ Die großen Scheiben etwa für den spektakulären Aquariumneubau wurden aus Japan angeliefert und mit einem Schwerlasttransporter in Millimeterarbeit durch die Stralsunder Innenstadt manövriert. Und das ist nur eine der logistischen Meisterleistungen, die dem Team in annähernd vier Jahren Modernisierung abverlangt wurden.

Was erwartet nun die Gäste, die im Juli 2024 das Meeresmuseum besuchen werden? Mehr Licht, neuer Glanz und topaktuelle Ausstellungen: Beim Betreten der Katharinenhalle durch das Westportal reicht der Blick vom Erdgeschoss bis hinauf ins Gewölbe des Kirchenschiffs. Die Eingangsinstallation „Sardine Run“ sorgt für den ersten „Aha-Moment“. Originalgroße Modelle von Haien, Delfinen, Seevögeln und anderen Meerestieren jagen einen multimedial inszenierten Sardinenschwarm. Eine großartige Installation, für die das Ausstellungsteam die gesamte Raumhöhe genutzt hat.

Neue Attraktionen und alte Bekannte

Kein anderes Museum in Deutschland widmet sich dem Thema Meere und Ozeane so umfassend wie das Deutsche Meeresmuseum. Alleinstellungsmerkmal ist die Kombination aus wissenschaftlich fundierten Ausstellungen mit liebevoll gestalteten Aquarien zu den unterschiedlichen Lebensräumen. Inmitten von mittelalterlichen Mauern zeigt das Museum seine Ausstellungen und Aquarien in einer einmaligen Kulisse. Ein weiteres, altbekanntes Highlight ist das frei hängende, 15 Meter lange Finnwalskelett im Chor der früheren Klosterkirche. Das 1825 vor Rügen gefundene Tier wird auch nach der Museumsmodernisierung als Zeugnis über die Anfänge der deutschen Walforschung eine zentrale Rolle im Ausstellungsbereich über Meeressäugetiere spielen.

Die neuen Ausstellungen im Meeresmuseums erzählen von der Wiege des Lebens im Meer, von der Beziehung zwischen Mensch und Meer und der Vielfalt des Lebens in den Ozeanen. Originalexponate und Modelle werden digital ergänzt. Unter dem Gewölbe der Kirchenhalle schwebt ebenfalls ein alter Bekannter. Ein gut zwei Meter großer Globus, der früher im Foyer die Gäste begrüßte, zeigt nun, digital inszeniert die Ozeanografie und Meeresströmungen unseres Wasserplaneten. Spektakulär ist auch der neue Startpunkt in den Aquarienrundgang über die tropischen Meere: Ein 700 000 Liter Wasser fassendes Großaquarium zeigt ein karibisches Riff und leitet die Gäste weiter in Richtung Pazifik und Indischen Ozean bis hin zum beliebten Schildkrötenbecken.

Ein Museum, das wie eine Kirche wirkt? Kein Wunder: Es hat seine Heimat in einem ehemaligen Kloster gefunden, © TMV/Gross
Fischmarkt? Keineswegs: Zum Schutz des kostbaren  Finnwalskeletts - das Tier wurde schon 1825 vor der Küste Rügens entdeckt - wurde es erst einmal blickdicht verpackt, © Anke Neumeister
Enthüllt - so sieht das Finnwalskelett nun im Chor der früheren Klosterkirche wirklich aus - ein Highlight der Ausstellung, © Anke Neumeister

Restaurierung legt alte Malereien frei

Ebenso spektakulär geht es im Museum gleich nebenan zu, dem früher als „Kulturhistorisches Museum“ bekannten Stralsund Museum. Es ist das älteste Museum Mecklenburg-Vorpommerns, schon 1858 wurde es vom damaligen „Kunstverein für Neuvorpommern und Rügen“ gegründet. Auch für dieses Haus gilt, was bereits im Meeresmuseum sichtbar wurde: Das spätgotische Katharinenkloster in der Stralsunder Altstadt selbst ist unabhängig von den Exponaten der jeweiligen Museen ein kulturhistorischer Schatz.

Das Stammhaus des Stralsund Museums wird seit 2019 einer umfassenden Sanierung und Restaurierung unterzogen, der ersten seit 70 Jahren. „Ich freue mich sehr auf das Ergebnis“, sagt Direktorin Dr. Maren Heun: „Wir werden ein Museum eröffnen, das auf vielfältige Weise an 6.000 Jahre Handel, Austausch und Vielfalt im Ostseeraum erinnern und einen umfassenden Eindruck von der reichen Geschichte im UNESCO-Weltkulturerbe der Hansestadt Stralsund vermitteln soll.“ Dazu gehören auch die Freilegung und Restaurierung der historischen Wand- und Deckenmalereien des Katharinenklosters, die bislang für die Öffentlichkeit nicht einsehbar waren.

Erfolgreiche Schatzsuche: Viele der Wand- und Deckengemälde wurden erst im Zuge der Restaurierung freigelegt, © TMV/Gross
Malerischer Stil-Mix: Das Kataharinenkloster in Stralsund blick auch architektonisch auf eine bewegte Vergangenheit. Der Innenhof wird unabhängig vom Museumsbesuch frei zugänglich sein., © TMV/Gross
Gold, das glänzt: Der Goldschmuck wurde bereits vor rund 1000 Jahren gefertigt und gehört zu den bedeutendsten Schmuck-Ensembles der Wikingerzeit, © J. Grudziecki/STRALSUND MUSEUM

Weltbekanntes Wikingergold im Stralsund Museum

In Stralsund wird die größte kulturhistorische Museumssammlung Mecklenburg-Vorpommerns mit rund 450.000 Objekten aufbewahrt. „Nach der Restaurierung des Museums und seinem Umbau können wir endlich unsere glanzvollen Exponate zeitgemäß präsentieren“, so Museumsdirektorin Heun. Zu den Höhepunkten des zukünftig barrierefreien Rundgangs gehört auf jeden Fall das weltbekannte Wikingergold. Dabei handelt es sich um wertvolle archäologische Funde aus der Region. Der filigrane Schmuck wurde vor rund tausend Jahren gefertigt und zählt zu den bedeutendsten Schmuckensembles aus der Wikingerzeit.

„Doch neben dem Wikingergold liegen uns natürlich auch noch viele andere Exponate am Herzen, die manchmal ein wenig in dessen Schatten stehen: Die 700 Jahre alten Paramente der Stralsunder Geistlichen etwa sind allein aus handwerklichen und historischen Gründen sehenswert. Aber das gilt auch für unsere bronzezeitlichen Langendorfer Goldschalen aus der archäologischen Sammlung des Museums“, erzählt Maren Heun, „ich würde deren Bedeutung ebenso hoch einschätzen wie beispielsweise die Himmelsscheibe von Nebra, die im Landesmuseum Halle an der Saale ausgestellt wird. Ich freue mich darauf, dass man all diese Schätze bald wieder in Stralsund zeigen kann.“

Stralsund erleben

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STRALSUND MUSEUM - Museumshaus

  • Heute geöffnet
  • Mönchstraße, 18439 Stralsund

Das 700 Jahre alte Museumshaus ist seit seiner Sanierung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Teil des STRALSUND MUSEUM. Hier lässt sich Hansegeschichte hautnah vom Keller bis unter das Dach des alten Kaufmanns- und Krämerhauses erleben. Die Bau- und Nutzungsgeschichte des Hauses ist detailreich restauriert und dokumentiert. Ein Muss für jeden Besuch in der seit 2002 zum UNESCO Welterberbe zählenden Altstadt Stralsunds.

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Außenansicht des OZEANEUMs von der Hafenseite aus, © Anke Neumeister/Deutsches Meeresmuseum

OZEANEUM

  • Heute geöffnet
  • Hafenstraße, 18439 Stralsund

Das OZEANEUM Stralsund lädt mit seinen Ausstellungen, dem „Meer für Kinder“ und 50 Aquarien zu einer einmaligen Unterwasserreise durch die nördlichen Meere ein. Besuchen Sie die Humboldt-Pinguine auf der Dachterrasse, Fischschwärme im 2,6 Mio. Liter Becken „Offener Atlantik“ und die „1:1 Riesen der Meere“ Ausstellung mit Nachbildungen von Walen in Originalgröße.

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© Anke Neumeister/Deutsches Meeresmuseum

MEERESMUSEUM Stralsund

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  • Katharinenberg, 18439 Stralsund

Das MEERESMUSEUM in Stralsunds Altstadt hat seit 1951 sein Domizil im ehemaligen Dominikanerkloster St. Katharinen. Es ist der älteste von vier Standorten der Stiftung Deutsches Meeresmuseum.

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