Im Segelflug zieht ein Adler seine Kreise in den grau-blauen Himmel. Unter ihm glitzert Wasser. Noch einige Schleifen, dann stürzt er aus 60 m Höhe herab, taucht seine Krallen ins Gewässer und steigt mit einem zappelnden Fisch zurück in den Himmel. Dieses Naturschauspiel kann man am besten in den Sommermonaten bestaunen. Nachdem die Jungen ausgeflogen sind, lernen sie selbst zu jagen. Die Chance, einen Adler dann von einem der zahlreichen Aussichtsplattformen mit Fernglas zu beobachten, ist groß.
Adlerarten
In Mecklenburg-Vorpommern leben drei Adlerarten, die sich in ihrer Lebensweise sehr unterscheiden. Während Seeadler das ganze Jahr über hier leben, kehren Fischadler und Schreiadler erst im April wieder aus Afrika zurück.
- Seeadler: Mit einer Flügelspanne bis zu 2,40 Metern ist der Seeadler der größte heimische Adler. Er baut seinen Horst im Wald auf herausragend großen Bäumen. Charakteristisch sind seine im Segelflug brettartig gehaltenen Flügel und sein einheitlich graubraunes Gefieder. Seeadler-Paare bleiben ein Leben lang ihrem Partner treu.
Der Seeadler ist an große Gewässer und Küsten gebunden. Er kann in Mecklenburg-Vorpommern vor allem im Bereich der Müritz beobachtet werden. Die Boeker Fischteiche bieten ihm reichlich Nahrung – hier kann der geschickte Seeadler beim Beutefang gut beobachtet werden.
Dank intensiver Schutzbemühungen brüten heute wieder 300 Seeadlerpaare, soviel wie in keinem anderen Bundesland, in Mecklenburg-Vorpommern.
- Fischadler: Mit einer Flügelspanne von bis zu 1,70 Metern ist der Fischadler deutlich kleiner als der Seeadler. Man kann ihn gut an seinem kontrastreichen Gefieder und der hellen Unterseite erkennen. Er brütet am liebsten auf hohen, frei in der Landschaft stehenden Bäumen und vielerorts auf Hochspannungsmasten. Wie kaum ein anderer Greifvogel ist der Fischadler ein reiner Fischjäger, der aus großen Höhen ins Wasser stößt und sogar Fische aus einem Meter Wassertiefe erbeuten kann.
In Federow, sieben Kilometer östlich von Waren (Müritz) befindet sich ein Fischadlerhorst. Über eine Webcam können Besucher der Nationalpark-Information Federow am Familienleben der Adler teilnehmen. Ein Beobachtungsstand ermöglicht gute Beobachtungen, bei denen die Tiere nicht gestört werden.
- Schreiadler: Schreiadler sind nur wenig größer als ein Mäusebussard aber sehr scheu. Mit ihrem schokoladenbraunen Gefieder sind sie gut getarnt und brüten versteckt in strukturreichen Laub- und Mischwäldern. Sie benötigen Feuchtwiesen und Brachen in der Nähe ihres Brutgebietes, um Nahrung zu finden. Schreiadler gehen vorzugsweise „zu fuß“ auf Jagd nach bodenbewohnenden Kleintieren und Insekten. Schreiadler sind die ruffreudigsten unter den Adlern. Den klangvollen Ruf „Tjück, tjück, tjück“ stoßen die Eltern vor allem bis zum Schlüpfen der Jungtiere aus.
Den stark bedrohten Schreiadler bekommt man im Wald fast nie zu Gesicht. Er reagiert sehr empfindlich auf Störungen. Fühlt er sich in seinem Brutrevier belästigt, verlässt er sein Nest und kehrt nie wieder in das Gebiet zurück. Deshalb gibt es Horstschutzzonen, die unbedingt respektiert werden müssen.