Wer aus Richtung Boizenburg kommend durch das kleine Dorf Düssin fährt, erblickt schon von weitem den imposanten roten Klinkerbau mit seinem mächtigen Walmdach und dem kleinen Türmchen obenauf, das ein wenig an die Spitze des Hamburger Michels erinnert.
Tatsächlich könnte das Hamburger Wahrzeichen Vorbild für das schmückende Türmchen des rund 6.600 Quadratmeter großen ehemaligen Kuhstalls sein, denn diesen hatten zwei Hamburger Architekten im Auftrag des Kommerzienrates Georg Plange vor etwa einhundert Jahren entworfen. Der Kommerzienrat aus Hamburg, der um 1911 das ehemalige Rittergut Düssin erwarb, hatte ehrgeizige Pläne mit dem Anwesen. Er wollte Düssin zu einem Mustergut nach dem neuesten Stand der Technik um- und ausbauen. Herzstück sollte das 1912 bis 1914 errichtete Wirtschaftsgebäude sein, das aufgrund seiner enormen Flächen- und Raumgrößen die Viehhaltung weitaus effizienter als bisher machen sollte. Das eher zierliche Türmchen auf dem Dach des etwa 150 Meter langen Kuhstalls, in dem zunächst 130 Rinder, später sogar an die 400 untergebracht waren, sollte wohl eine Reminiszenz an die Hansestadt sein.
Die gewaltigen Dimensionen wurden schließlich dem einst glanzvollen Objekt zum Verhängnis. Über viele Jahre schien eine Umnutzung und damit der langfristige Erhalt des Baudenkmals unmöglich. Inzwischen ist die Gebäudehülle einschließlich der großen Tore und des repräsentativen Mittelturms beinahe wieder in ihren originalen Zustand zurück versetzt worden. Das ehemalige Viehhaus ist heute Produktionsstätte einer Manufaktur, die Laufschuhe fertigt.