Unbekannte Flugobjekte schweben durch den Raum, federleicht, wie Engelsflügel. Wer die Galerie und Papierwerkstatt in Testorf bei Zarrentin am Schaalsee besucht, mag kaum glauben, dass diese durchscheinenden Wesen ursprünglich aus Holz, Cellulose oder Flachs bestehen. Als Partner des UNESCO Biosphärenreservates Schaalsee wird die Ausstellungsreihe KUNST UND BIOSPHÄRE zum Thema "Pflanze -Tier - Lebensraum" präsentiert.
„Für meine Papierobjekte und Collagen verwende ich manchmal auch asiatische Pflanzenfasern wie das japanische Kozo, das langfaseriger, weicher und transparenter ist“, erklärt die Papierkünstlerin Anke Meixner. In ihrem Design-Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle entdeckte sie die Vielseitigkeit des Werkstoffs Papier: „Ich studierte Spiel- und Lerndesign und beschäftigte mich intensiv mit Kinderspielzeug. Papier kann durch Falten, Formen, Beschreiben und Bemalen sehr einfach in jedem Alter kreativ gestaltet werden.
Um besser mit unterschiedlichen Papiersorten experimentieren zu können, schaffte ich mir dann eine Papiermühle an, einen so genannten „Holländer‘, der schon seit Jahrhunderten für die Papierherstellung verwendet wird.“ Das Wissen um die traditionelle Papierherstellung gibt die Diplom-Designerin Anke Meixner auch in Kursen für Künstler und Nachwuchskräfte weiter. Der pflanzliche Faserstoff wird in der Papiermühle gemahlen und dann in einer Bütte in Wasser eingeweicht. Mit einem Schöpfsieb wird eine dünne Schicht abgeschöpft, auf einen Filz abgegautscht, dann gepresst und getrocknet. Handwerk und Kunst inspirieren sich gegenseitig: Das Herstellungsverfahren bringt neue Ideen für die Gestaltung hervor, und der künstlerische Gestaltungswille ist die Triebkraft für die Einbindung neuer Materialien: „Mich interessiert auch, dass Papier das Gedächtnis der Menschheit darstellt. So arbeite ich auch Landkarten oder andere Fundstücke in meine Collagen mit ein.“
Im Spätsommer des Jahres 2018 begannen wir mit unserer neuen Ausstellungsreihe KUNST UND BIOSPHÄRE unter Beteiligung von 10 Künstler*innen aus der Schaalsee-Region zum Thema "Pflanze -Tier - Lebensraum". Gleichzeitig überarbeiteten wir 7000 m² unseres Grundstücks: Aus einer ehemaligen Schafkoppel machten wir eine Blühwiese gleicher Größe zur langfristigen Unterstützung unserer heimischen Insektenpopulationen. Seit dem Frühjahr 2019 kann nun auch diese von unseren Besuchern, ausgehend vom Rundgang durch unseren Skulpturengarten, erlebt und bewundert werden. In diesem Jahr fand auch die Ausstellungsreihe KUNST UND BIOSPHÄRE mit dem Thema "Wasser" ihre Fortsetzung.
Seit ihrer Kindheit lebt Anke Meixner – mit kleinen Unterbrechungen – in Mecklenburg: „Meine Eltern waren Landwirte, ich kann mir ein Leben ohne Garten und Natur gar nicht vorstellen. Hier in Testorf am Rande des UNESCO Biosphärenreservates Schaalsee fanden wir eine ehemalige Bauernstelle, die viel Platz hatte, um unseren Traum von einer Werkstatt und Galerie seit 2009 zu verwirklichen.“ Ihr Mann, der Kunsthistoriker und Fotograf Ulrich Rudolph, kuratiert die wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Künstler. Das umfangreich renovierte Wohn- und Stallgebäude des Gehöfts von 1903 ist von einem weiträumigen Garten umgeben. Gäste sind nach telefonischer Voranmeldung immer willkommen.