Als im Jahre 1871 die beiden Unternehmer Felix Schöller und Theodor Bausch nach Neu Kaliß kamen, hatten sie bereits ehrgeizige Pläne im Gepäck. Sie wollten die Papiermühle, die schon damals hochwertiges Schreibpapier fertigte, reformieren. Am Ufer der Neuen Elde sollte eine moderne Papierfabrik entstehen.
Am 27. Februar 1872 wurde der Grundstein für die maschinelle Papierproduktion in Neu Kaliß gelegt, die auch heute noch wichtige Wirtschaftskraft für die Region ist. Der wirtschaftliche Aufschwung und die hervorragende Qualität der Papiere führten in den folgenden Jahren zur ständigen Erweiterung der Fabrik. Nach dem ersten Weltkrieg war das Fabrikgelände an der Elde etwa 11.000 Quadratmeter groß. Der wirtschaftliche Erfolg sollte allerdings nicht ewig währen. Nach dem zweiten Weltkrieg, am 28. März 1946, begannen Sowjetsoldaten mit der Demontage des Werkes. Dennoch ging die Geschichte der Papierproduktion am Standort Neu Kaliß weiter. Im November 1949 wurde die Produktion wieder aufgenommen, der Betrieb 1953 in Volkseigentum überführt. In den folgenden Jahren wurde die Produktion ständig weiterentwickelt und auf neue Spezialpapiere umgestellt. So arbeitete der Betrieb bis zur Wende. 1992 schließlich wurde der Betrieb als nicht mehr sanierungsfähig eingestuft. Dennoch gab es einen Interessenten für die alten Anlagen: die Melittagruppe. Diese setzt seit 1995 am neuen Standort die Papierproduktion mit der "Neu Kaliß Spezial Papier GmbH & Co. KG" fort.
Das ehemalige Fabrikgelände ist heute ein baugeschichtlich einmaliges Industriedenkmal. Wasserwanderer kommen kurz hinter Dömitz direkt an den gewaltigen roten Backsteingebäuden vorbei. Diese zeugen noch immer von der großen Bedeutung des Werkes für die Region, erinnern aber auch an die Vergänglichkeit einst bedeutender Errungenschaften aufgrund des sich ständig ändernden technischen Fortschritts.