Bereits 1882 wurde in Neustadt-Glewe ein Technikum eröffnet. Die Technische Mittelschule für das Baugewerk sowie für den Maschinen- und Mühlenbau befand sich allerdings zunächst auf der historischen Burg. Am 4. November 1890 wurde das neue Technikum in der Ludwigsluster Straße feierlich eingeweiht.
Das neue Technikum, im klassizistischen Stil erbaut, brachte große Vorteile für die Stadt. Mit dessen Einweihung konnten in Neustadt-Glewe noch mehr Meister und Techniker ausgebildet werden, nun auch in den Gewerken Tischlerei und Elektrotechnik. Nur drei Jahre später besuchten 454 Schüler das Technikum, das seinerzeit hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten bot. So ist es auch kaum verwunderlich, dass 1902 zwei Studenten aus Neustadt-Glewe großes Aufsehen erregten. Mit einem selbst gebauten Automobil erkundeten sie die Umgebung der Stadt und sorgten dafür, dass man auch über den Rand der Lewitz hinaus über das Technikum sprach. Nur wenige Jahre später machte wieder ein Student Schlagzeilen. Der wahrscheinlich erste Flugpionier Mecklenburgs war ebenfalls Schüler des Neustädter Technikums. Dieser baute 1910 einen Doppeldecker mit zwei Propellern, in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde auch ein Segelflugzeug hier entwickelt und gebaut. Der gute Ruf der Bildungseinrichtung führte dazu, dass die Studenten aus den Königreichen Preußen, Bayern und Sachsen kamen, aus den freien Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen sowie aus der Schweiz, Russland, Brasilien, Finnland, Holland, Österreich-Ungarn und Ägypten. 1935 wurde das Technikum dennoch geschlossen und machte Platz für eine Fliegerschule. Eine völlig andere Nutzung erfuhr das Haus in den Jahren 1945/46, als die Stadt dringend ein Krankenhaus und Lazarett benötigte. Heute beherbergt das Technikum wieder eine Bildungseinrichtung. Dort werden zahntechnische und landwirtschaftliche Berufe gelehrt.