Konzertlesung
Max Herbrechter und seine Frau, die Pianistin Aida Sikira, erwecken Peter Ustinov zum Leben.
„Nach Jahrhunderten im Untergrund ist das Vorurteil als Maulwurf in unserer Mitte identifiziert worden: als einer der grossen Schurken in unserer Besetzungsliste der Geschichte“, schreibt Sir Peter Ustinov. „Es ist verantwortlich für die Missverständnisse zwischen Nationen und Religionen.“ Ustinov hatte sein Buch über Vorurteile auch als sein "Vermächtnis" bezeichnet. Wortgewandt und witzig hat es teils autobiografische Züge.
Max Herbrechter, der als einer der meist beschäftigten Darsteller im Fernsehen gilt und "vom jugendlichen Liebhaber bis zum Massenmörder“ schon alles gespielt hat, impersoniert ihn verblüffend: Man meint, sein listiges Lächeln zu sehen und hört sein spöttisches Lachen.
Aida Sikiras virtuose Interpretation setzt dazu Kontrapunkte, vielfältig und dabei immer sehr berührend. Berührend, wie es Gershwin, Beethoven und Poulenc geschaffen haben, aber in dieser Kraft nicht immer erreicht wird.
Dabei schafft die Kombination aus Text und Musik eine dynamische Atmosphäre. „Er ist ein Textmensch, liest mir vor.“ Sie reagiert mit der Musik, „die ist wie eine eigene Sprache. Das funktioniert, meistens ergibt sich ein roter Faden“. Ein roter Faden? Eher ein buntes Feuerwerk, ein Ping Pong zwischen Musik und Text, bei dem die Funken sprühen.
Als Max Aida kennenlernte, wusste er noch nicht, welch begabte Pianistin er da an Land gezogen hatte: „Das Tolle an ihr ist diese Energie – und ihre Ehrlichkeit. Ich dachte, sie wäre Rocksängerin“. Entsprechend energiegeladen wird der Abend: Wenn Max Herbrechter und Aida Sikira ihre Liebe zu dem großen alten Mann zeigen, mit schauspielerischen Kabinettstückchen und mitreißender Virtuosität am Flügel, ist das ein intensives, atmosphärisch dichtes Erleben verdoppelter Kunst.
