Joachim Böttcher - Das zeichnerische Werk
Der Bildhauer, Maler und Zeichner Joachim Böttcher starb im Oktober 2022. Mit seiner unbestechlichen, immer die Balance von sinnlicher Information und geistiger Abwägung wahrenden Arbeitshaltung prägte er die Berliner und die Dresdener Kunstlandschaft seit den 1980er Jahren mit und pflegte wie nicht wenige andere aus dieser Szene eine intensive Beziehung zu Ahrenshoop. In Thüringen geboren, studierte er nach einer Lehre und Berufspraxis als Steinmetz 1967 bis 1972 Malerei und Graphik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Nach einer Zeit als freischaffender Künstler in Berlin und Dresden wurde er Meisterschüler bei dem Bildhauer Werner Stötzer an der Akademie der Künste, Berlin. Seit 1991 hatte Böttcher sein Atelier in Stabeshöhe/Uckermark, wo er zuletzt auch wohnte. Gerne kam er an die Ostsee und verbrachte Sommerwochen auf Hiddensee oder dem Fischland. 2007 weilte er zu einem Arbeitsaufenthalt im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop.
Das Kunstmuseum zeigte 2016 in einer Personalausstellung wichtige Gemälde und Skulpturen. Ein großformatiges Bild kam als Schenkung des Künstlers in die Sammlung. Vor seinem Tod äußerte Joachim Böttcher den Wunsch, auch eine Auswahl seiner Zeichnungen im Kunstmuseum Ahrenshoop zu wissen. Die auf den Weg gebrachte Schenkung ist Anlass für diese speziell dem zeichnerischen Werk gewidmete Ausstellung. Es werden 60 ausgewählte Arbeiten gezeigt. Im Katalogbuch sind sie alle abgebildet.
Böttcher war ein herausragender Zeichner. Zwar stehen seine Blätter mit der malerischen und bildhauerischen Arbeit in Zusammenhang, sind jedoch niemals nur skizzenhafte Vorarbeiten für Gemälde oder Skulpturen. Sie geben vielmehr Vorgänge des Definierens wieder, die für sich allein Bestand haben und sein Werk im Ganzen speisten. Ihr inhaltlicher Mittelpunkt waren die Körper von Menschen und Landschaften, die in seinen Kompositionen mit dem Zeichenstift angedeutet, umrissen und schattiert, manchmal farbig gefasst, öfter stofflich untersetzt sind und zuweilen musikalische Züge annehmen. Sie entfalten sich auf Feldern mit verschollener Geschichte, teilen diesen ihre Spannung mit und bleiben dabei auf die eine oder andere Art in der Schwebe. Es ist der schmale Grat der Gegenwart, die Grenze zwischen Ereignen und Erinnern, die in Böttchers Zeichenkunst auf adäquate Weise reflektiert wird.