Unter dem Titel „Das Schiff war unsere Welt. Seeleute erzählen“ erwartet die Besucher ein eindrucksvoller Einblick in das Leben der Rostocker Seeleute.
Im Schifffahrtsmuseum Rostock zeigt eine einzigartige Sonderausstellung unter dem Titel „Das Schiff war unsere Welt. Seeleute erzählen“ das facettenreiche Leben der Rostocker Seeleute. Im Mittelpunkt stehen dabei Zeitzeugen und ihre Geschichten aus sechs Jahrzehnten Seefahrt bis in die Gegenwart. Neben zahlreichen Interviews und erzählenden Objekten werden viele großformatige Fotografien mit lebendigen Eindrücken vom Bordleben und den Reisen, insbesondere auf den Typ-IV-Schiffen, gezeigt.
Die Welt der Seefahrt ist reich an Geschichten, die so vielfältig sind wie die Menschen, die sie erlebt haben. Die Geschichten zeichnen ein heterogenes Bild der maritimen Vergangenheit. Höhepunkte der Ausstellung sind die Interviews mit 17 Zeitzeugen, die von Ende der 1950er Jahre bis heute in der Handels- und Forschungsschifffahrt sowie in der Hochseefischerei zur See gefahren sind. Jeder Zeitzeuge bringt seine eigene Perspektive ein - sei es das Bedürfnis, die Welt zu sehen oder die Anerkennung eines einst als privilegiert geltenden Berufes. Diese unterschiedlichen Motive und Wahrnehmungen machen deutlich, dass das Leben auf See für jeden etwas anderes bedeutete. Anekdoten von Sport- und Freizeitaktivitäten an Bord bis hin zu Äquatortaufen und Landgängen zeichnen ein umfassendes Bild des maritimen Lebens. Besonders spannend ist die Rolle der Frauen an Bord: Waren Frauen in den 1960er Jahren auf Schiffen noch eine Seltenheit, so gehörten Stewardessen und Funkerinnen in den 1980er Jahren zum vertrauten Bild. Aber auch der Umgang der Familie zu Hause mit der monatelangen Abwesenheit des Vaters und Ehemannes und die Kommunikation mit der Heimat werden thematisiert. Wo früher Telegramme die einzige Verbindung zur Heimat waren, sind heute digitale Kommunikationsmittel selbstverständlich. Die politischen Umwälzungen der Wendezeit 1989/90 waren für viele Seeleute eine Zäsur, die in persönlichen Erzählungen lebendig wird. Die Erfahrungen der Zeitzeugen dokumentieren diesen Wandel und zeigen, wie sich die Wahrnehmung und das Erleben von Isolation verändert haben.
Die Faszination der Seefahrt ist oft eng mit persönlichen Erinnerungen und Geschichten verbunden. In der Ausstellung machen einzigartige Exponate das Leben auf See und die Emotionen der Seeleute greifbar. Zahlreiche Alltagsgegenstände dokumentieren das Leben an Bord. Abgerundet werden die Eindrücke durch qualitativ hochwertige Fotografien vom Bordalltag. Fotograf Heinz Langer bestieg 1960 als einer der ersten Schiffsärzte der DSR das Typ-IV-Schiff MS FREUNDSCHAFT.
Die Sonderausstellung ist bis zum 25. Mai 2025 zu besichtigen.