Vortrag im Rahmen der Reihe "Kultur im Kloster" - Veranstaltungsreihe des Arbeitskreises mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen der Uni Rostock
Die Zeit des Hochmittelalters ist traditionell als große Zeit der Ordensreform bekannt, in der in ganz Europa hunderte neuer Klöster entstanden und neue Lebensformen religiöser Gemeinschaften aufblühten. Während die Forschung lange davon ausging, dass diese Pluralisierung von den Zeitgenossen sehr positiv aufgenommen wurde, zeigt eine genaue Lektüre der Quellen ein differenzierteres Bild: Gerade im Bereich der Satire findet sich teils auch massive Kritik an den Ordensgemeinschaften. Ihren Kritikpunkten und Kontexten genauer nachzugehen, zeigt nicht nur, dass hochmittelalterliche Beobachter überraschend scharfe Polemik gegen religiöse Gruppen äußern konnten. Das Wechselspiel zwischen rechtlichen und theologischen Argumenten und literarischen Verfremdungen kann auch einiges darüber aussagen, welche Regeln die damalige Öffentlichkeit strukturierten.
Sita Steckel ist Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach Studium und Promotion in München war sie an der Universität Münster, der Universität Oslo sowie an der Harvard University tätig. Ihr Forschungsinteresse gilt neben der Gelehrtengeschichte der Frage nach religiösen Kontroversen des Mittelalters. Zu den Debatten um die hochmittelalterliche Ordensvielfalt bereitet sie aktuell ein Buchmanuskript vor.